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Vereinsgeschichte

Seinen Ursprung hat der Lößnitzer Schnitzverein im ”Lößnitzer Bergverein”. Am 12. Januar 1879 wurde dieser von 22 Schnitzern gegründet. Diese legten sich in Anlehnung an die bergmännische Tradition bergmännische Bezeichnungen zu, wie Obersteiger, Steiger, Bergverwalter und Hauer. Der Vorstand wurde von den Bergbeamten gebildet. Dieser Verein hatte sich zum Ziel gesetzt, neben der Wahrung des bergmännischen Erbes, den Aufbau der damals üblichen Weihnachtsberge mit der Darstellung der Geburt Christi zu fördern.

Dieser Brauch in den Wohnstuben ”Berge” aufzubauen, stammte eigentlich aus den benachbarten Ländern Böhmen und Bayern. Dort war es üblich, zu Weihnachten ”Krippen” aufzustellen. Im Erzgebirge läßt sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts schon die Tradition nachweisen zu Weihnachten ”Paradiesgärten” aufzustellen. Hier sah man, später unter dem im 19. Jahrhundert in Gebrauch gekommenen Christbaum plaziert, Adam und Eva inmitten von zahlreichen Tieren - der 24. Dezember ist in der christlichen Tradition ja der Tag Adams und Evas. Daraus hervorgegangen sind schließlich unsere erzgebirgischen Weihnachtsberge, die aus knorrigen Ästen und Wurzeln,  Moos und Heidekraut sowie Lebensbaum kunstvoll zu ”Bergen” aufgetürmt und gestaltet waren. Die Figuren entstammten der biblischen Weihnachtsgeschichte. Die ”Lößnitzer Bergebauer” schufen sich als Gemeinschaftswerk einen im orientalischen Stil gestalteten Weihnachtsberg, der jedes Jahr zur Besichtigung ausgestellt und erweitert wurde. Dieser ”Vereinsberg”  wurde schließlich zu einem weit und breit bekannten Werk, das in der Vergangenheit viel bewundert wurde und eine große Beachtung auch über das Erzgebirge hinaus erfuhr. Jedes Vereinsmitglied war verpflichtet, jedes Jahr etwas Neues für den Vereinsberg zu schaffen und auch seinen privaten ”Berg” aufzubauen und zu erweitern. Die alljährlichen Bergbesichtigungen des Vorstandes in der Weihnachtszeit kontrollierten, ob diese Verpflichtungen auch eingehalten wurden. Zum ”Bergebauen” kam so das Figurenschnitzen hinzu und aus dem ”Bergverein” wurde auch ein ”Schnitzverein”.

Das Schnitzen in Lößnitz hat eine lange Tradition. Der erste nachweisbare Bildschnitzer war Friedrich Schorler (1755-1839), der wohl auch viele andere in seinen Bann zog. Die Erfahrungen beim ”Männelschnitzen” wurden stets weitergegeben. Bis heute ist es ein besonderes Anliegen des Lößnitzer Schnitzvereins geblieben den Nachwuchs zu fördern.

Aus dem Lößnitzer Schnitzverein sind zahlreiche bekannte Schnitzer hervorgegangen, wie Walter Hambeck (1882-1963), Rudolf Tümpel (1909-1984) und Paul Loos (1905-2007).

Im Jahre 1915 fiel der vielbewunderte Orientberg des Lößnitzer Bergvereins im ”Schubertschen Gasthof”, dem damaligen Vereinslokal, einem Brand zum Opfer. Mit neuem Eifer gingen die Lößnitzer Schnitzer daran sich einen neuen Orientberg zu schaffen, der zuletzt eine Grundfläche  von über 100 m² besaß. Er war der Mittelpunkt der alljährlichen Schnitzausstellung und besaß eine beachtliche Mechanik, die zahlreiche Figuren bewegte. Doch auch dieser Berg fiel am 2. März 1965 einem Brand zum Opfer. Durch einen defekten Schornstein hervorgerufen, brannte die Schulturnhalle, wo das wertvolle Kulturgut des Vereins eingelagert war, nieder. Darunter war auch die 3,60 m hohe Vereinspyramide. Zum Glück blieb ein Teil der Figuren des Orientberges erhalten, da man diese kurz zuvor in den neuen Vitrinen im Schnitzerheim aufgestellt hatte.

Zum Bestand des Lößnitzer Schnitzvereins gehört als zweites Gemeinschaftswerk ein ”Heimatberg” mit vielen Darstellungen aus dem heimatlichen Leben im Erzgebirge. Beide Berge wurden aus teilweise erhalten gebliebenen Teilen neu gestaltet und standen im Mittelpunkt der Schnitzausstellungen vergangener Jahre. 

Im Jahre 1998 sind nun beide Berge im Lößnitzer ”Bürgerhaus” am Markt zu einer ständigen Ausstellung aufgestellt worden. Das war auch Anlaß, daß von den Vereinsmitgliedern für den Heimatberg neue Szenen geschaffen worden sind.

Im Jahre 1935 bekam der Verein das alte Lößnitzer Spritzenhaus der Lößnitzer Feuerwehr als Schnitzerheim überlassen. Es wurde mit viel Mühe und zahlreichen Arbeitsstunden von den Vereinsmitgliedern zum heutigen schmucken ”Schnitzerheim” um- und ausgebaut. Im Erdgeschoß wurde eine kleine Werkstatt geschaffen. Im Obergeschoß befindet sich die gemütliche Schnitzstube, wo sich die Vereinsmitglieder allwöchentlich zum gemeinsamen Schnitzen treffen.

Zum 100jährigen Vereinsjubiläum 1979 fertigten die Mitglieder des Vereins die Marktpyramide und schenkten sie der Stadt Lößnitz.

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war der Auftritt der Lößnitzer Schnitzer als Leihendarsteller im Fernsehkriminalfilm “Kalter Engel” im Jahre 1986. Die in diesem Film in Szene gestellten Schnitzereien stammten natürlich auch aus Lößnitz.

1999 konnte der Verein, der sich über alle gesellschaftlichen Veränderungen in unserem Lande ohne Unterbrechung erhalten hat, auf sein 120jährigenes Bestehen zurückblicken. Der Vorstand des Vereins hat es stets verstanden den Verein so zu führen, daß die Voraussetzungen für eine gute Vereinsarbeit immer vorhanden waren. So sind sich die derzeit 37 Vereinsmitglieder darüber einig, daß die Arbeit mit den Kindern - es besteht eine Kinderschnitzgruppe von 15 bis 20 Kindern - unbedingt fortgesetzt werden soll, um durch deren Ausbildung den Nachwuchs und den Fortbestand des Vereins für die kommenden Jahre hinweg zu sichern.

Von der Vereinsarbeit zeugen auch die restaurierten und neugeschaffenen 10 Wegweiser in der Stadt Lößnitz.

2001 wurde eine große Pyramidenausstellung organisiert. Am Schnitzerheim wurde mit umfangreichen Baumaßnahmen begonnen.

Im Jahre 2004 wurde das 125jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Eine große Jubiliäumsausstellung zeigte historische und neue Kunstwerke der Mitglieder. Über 5000 Besucher bestaunden die wunderschöne Ausstellung im Lößnitzer Bürgerhaus.

2006 fertigten wir als Gemeinschaftsarbeit einen großen Schwibbogen mit Lößnitzer Motiven, welcher in Aluminium abgegossen wurde. Unserem Bürgermeister Herrn Troll, wurde zum Weihnachtsmarkt im Dezember 2006 ein Schwibbogen für die Stadt Lößnitz übergeben. Ein  weiterer wurde am Schnitzerheim aufgestellt. Das Holz-Modell wird in den Ausstellungsräumen des Vereins gezeigt.

Eine große Ausstellung zum 130jährigen Vereinsjubiläum, wurde zum Jahreswecheswechsel 2009/2010 durchgeführt, sie fand große Bewunderung bei den Gästen.

Im Oktober 2012 wurden die Berge im Lößnitzer Bürgerhaus abgebaut und und in das ehemalige Dampfbrauerei Schwartz Gebäude umgelagert. Das Brauereigebäude ist ab dem Jahre 2010 durch die Stadt Lößnitz behindertengerecht saniert worden.

Im Juni 2013 konnten die großen Lößnitzer Berge nach dem Umzug in die neuen Ausstellungsräume am Niedergraben zur 775 Jahrfeier von Lößnitz wieder gezeigt werden. Sie wurden komplett umgestaltet. Auf dem Weihnachtsberg wurde eine große Tempelanlage neu gebaut. Darin können erstmalig seit dem Brand im Jahre 1965 die Figurengruppen von Ernst Büttner wieder gezeigt werden.

135 Jahre Schnitz- und Bergverein Lößnitz feierte der Verein mit einer großen Schnitzausstellung in seinem neuen Domizil im Fabrikhaus. Über 4600 Besucher bestaunden die Schnitzwerke vom 11.1 bis 9.2.2014. Erstmalig wurde die neue Gemeinschaftsarbeit gezeigt, ein Modell vom Aufbau der Marktpyramide. Es stellt die Schnitzer dar, wie sie jedes Jahr am Samstag vor dem Totensonntag die Marktpyramide aufbauen und dies nun schon 35 Jahre.

Vom 16. Januar bis 14. Februar 2016 fand eine große Pyramiden- und Schwebengelausstellung statt. 65 Pyramiden und 16 Schwebengel wurden gezeigt. Ein Höhepunkt in der Ausstellung war die viele Jahre vermisste Pieck-Pyramide. Diese Pyramide hatten die Vereinsmitglieder im Auftrag vom Kulturbund 1956 zum 80.Geburtstag vom ersten und einzigen Staatspräsidenten der DDR “Wilhelm Pieck” geschaffen.